Zahnärzte wollen mehr Geld

ÖGK: Plomben selber zahlen?

(14.11.2024) Wir zahlen zwar eigentlich alle genug Sozialversicherung, dennoch, scheinbar ist es zu wenig, um die ZahnärztInnen zum Einlenken zu bewegen. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat ihr Angebot an die Zahnärztekammer nachgebessert, um angesichts des kommenden Amalgamverbots bei Zahnfüllungen auch nach dem 1. Jänner 2025 eine Versorgung der Patienten auf Kassenkosten ermöglichen zu können. Die Ärzte hatten die Verhandlungen zuletzt abgebrochen. Jetzt kam von ihnen auch zum neuerlichen Vorstoß ein Nein. Man brauche ein Angebot, das im wirtschaftlichen Sinn akzeptabel sei, hieß es.

ÖGK-Obmann Andreas Huss hatte sich zuvor in einer Pressekonferenz "wild entschlossen" gezeigt, doch noch zu einer Einigung zu kommen. Wie viel die Kassenvertreter den Ärzten nun anböten, wollte er nicht sagen. Es handle sich um ein "deutlich verbessertes" Angebot, höher als die bereits in Deutschland vereinbarten Tarife und ähnlich den Lösungen, die es auch in Finnland, Belgien oder Frankreich gebe. Man wolle eine pragmatische Lösung, so Huss, mit einem einheitlichen Tarif, egal, welches Material der Arzt verwenden will, abgestuft nach Größe der Füllung. Zudem will die Kasse ihre Marktmacht anbieten, um die Materialien günstiger einkaufen zu können.

"Wir möchten schnell zu einem Abschluss mit der Zahnärztekammer kommen. Das ist uns wichtig. Wir haben die Hände ausgestreckt", unterstrich Huss. Zur Beschwerde der Ärzte über mangelnde Kostendeckung gestand er ein, dass die zahnmedizinischen Kassenleistungen hierzulande "sehr kostenbewusst" und "sparsam" kalkuliert seien. Das liege aber schlicht daran, dass nicht mehr Geld vorhanden sei. Die Politik werde entscheiden müssen, ob sich das ändere oder die Patienten immer mehr aus der eigenen Tasche bezahlen müssten, meinte er. In vielen Foren zeigt sich Unverständnis durch die Bevölkerung.

Die Zahnärzte stiegen umgehend auf die Bremse. In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA hieß es Mittwochnachmittag: "Die Österreichische Zahnärztekammer hat mehr als 5 Wochen nach dem letzten Verhandlungstermin mit der ÖGK ein Angebot von selbiger erhalten. Dieses Angebot stellt jedoch keine Verbesserung dar, sondern enthält exakt die von Herrn Huss über die Medien publizierten Vorschläge (plus 10 Prozent, Anm.), die zum Abbruch aller Verhandlungen geführt haben." Im Bereich der Behandlung von Kindern, Schwangeren und Stillenden bedeute es sogar eine Verschlechterung. "Sobald ein verbessertes Angebot, welches im wirtschaftlichen Sinn akzeptabel ist, vorliegt, ist die Österreichische Zahnärztekammer bereit, die Verhandlungen wieder aufzunehmen", so die Position der Zahnärztekammer.

Knackpunkt ist, dass die Ärzte nur die Versorgung mit Glasionomerzement als Kassenleistung wollen, der schlechtere Materialeigenschaften hat. Alles andere - etwa Kompositmaterialien, im Volksmund als "Kunststofffüllung" bekannt - wollen die Zahnärzte den Patienten weiter als Privatleistung verrechnen, auch um andere Leistungen querzusubventionieren. Die ÖGK setzt aus Erfahrung in ihren 61 Zahngesundheitszentren hingegen auf Alkasit. Das Material in weißer Einheitsfarbe - es gibt also keine unterschiedlichen Farbtöne zur Auswahl - bietet derzeit als einziges Material die notwendige Biegefestigkeit und kann wie das dunkelgraue, quecksilberhältige Amalgam auf einmal, und nicht in einzeln zu härtenden Schichten, in den Zahn eingebracht werden.

Sollten die Verhandlungen mit den Ärzten scheitern, müssten die Patienten ihre Zahnfüllungen ab kommendem Jahr beim Zahnarzt selber zahlen. Nach Einreichung bei der Kasse würden sie von dieser dann 80 Prozent des noch nicht definierten neuen Kassentarifs zurückbekommen. Vertragsloser Zustand drohe keiner, betonte Huss. In den 61 Zahngesundheitszentren der ÖGK werde es die Alkasitfüllungen jedenfalls kostenlos und ohne Aufzahlung geben.

(fd/apa)

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