Wie ein Kind zum Mörder wird
Miniserie „Adolescence“ berührt
(04.04.2025) Seit dem 13. März sind die vier eindrücklichen Episoden auf Netflix verfügbar. „Adolescence“ ist inzwischen mit über 100 Millionen Aufrufen auf Platz 1 der Netflix-Charts, und das zu Recht: Die Geschichte des 13-jährigen Jamie Miller zeigt auf beunruhigende Weise, wie sich Jugendliche zu Tätern entwickeln können.
Nach gehäuften Messerangriffen unter Jugendlichen in Großbritannien, wollte Stephen Graham eine repräsentative Geschichte über toxische Männlichkeit, damit verbundene Aggressionen und den Einfluss von Internet-Vorbildern, wie Andrew Tate, bis hin zur Radikalisierung erzählen.
Dreieinhalb fesselnde Stunden
Nach einer actionreichen Festnahme aus dem Kinderzimmer wird Jamie am Revier verhört, am Ende der ersten Episode zeigt erschütterndes Beweismaterial, dass Jamie ohne Zweifel den Mord an Mitschülerin Katie begangen hat. Die nächsten Episoden beschäftigen sich mit seinem Umfeld und wovon und wem er beeinflusst wurde.
In der zweiten sehen wir seine Schule, die trauernden oder witzelnden Mitschüler:innen, eine allgemein respektlose, erdrückende Stimmung, gepaart mit überforderten Lehrer:innen. In der dritten Episode spricht Jamie mit einer Psychologin, die versucht, seine Motive zu verstehen. Ständig wechselt das Bild von einem kleinen, eindeutig unschuldig wirkenden Jungen zu einem bedrohlichen, gewaltbereiten Teenager.
Jeder Satz scheint Bedeutung zu haben, und vor allem jene Szene wird öffentlich heftig diskutiert. Schlussendlich beschäftigt sich die Serie 13 Monate nach der Tat mit der übergebliebenen Familie, deren Leben aus der Bahn gelaufen ist. Man wird Zeuge von herzergreifenden Momenten einer früher „ganz normalen“ Familie.
Beeindruckende Dreharbeiten
Um die Zuseher noch tiefer in die Situationen eintauchen zu lassen, wurde jede Episode als One-Shot gedreht, eine schauspielerische und technische Herausforderung. Eine Stunde lang gibt es keinen einzigen Schnitt, die Kamera muss immer laufen, die Darsteller spielen durch, es fordert Perfektion und Improvisation. Das Zuschauen in Echtzeit vermittelt die fesselnde Handlung auf ganz besondere Art und Weise.
„Adolescence“ ist eine beeindruckende Darstellung der psychologischen Hintergründe und äußeren Einflüsse auf einen 13-Jährigen, dessen mentale Entwicklung leider immer mehr einem realen Risiko entspricht. Die Serie macht auf die problematischen Einflüsse des Internets und die große Verantwortung der Eltern aufmerksam und kann als Warnung verstanden werden. Kürzlich wurde beschlossen, dass die Serie in britischen Schulen gezeigt werden soll.
(MH)