OÖ: Schwerer Kindesmissbrauch
Ex-Amtsleiter als Täter verurteilt
(13.01.2025) Offizielle Ämter zu bekleiden heißt noch lange nicht, sich anständig benehmen zu können. Ein ehemaliger Amtsleiter aus dem Innviertel ist heute in Ried im Innkreis wegen zahlreicher Kindesmissbrauchsdelikte vor Gericht gestanden. Der 59-Jährige soll u.a. in Live-Chats Kontaktpersonen zum Missbrauch sehr junger Mädchen auf den Philippinen aufgefordert und von Jugendlichen einschlägige Fotos und Videos verlangt haben. Er ist voll geständig und unterzieht sich einer Therapie. Ihm drohen fünf bis 15 Jahre Haft.
Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, über soziale Medien und in Live-Chats sexuelle Handlungen von Minderjährigen, elf- bis dreizehnjährigen Mädchen, gefordert zu haben und solche auch an sich selbst vorgenommen zu haben. Er habe sich auch Kinderpornografie verschafft und diese weiterverschickt. Die Anklage reicht vom Verbrechen des schweren sexuellen Missbrauchs über sexuelle Darstellung Minderjähriger bis zur sittlichen Gefährdung Minderjähriger. Vieles habe gar nicht angeklagt werden können, weil das Alter der Chatpartnerinnen und -partner nicht nachzuweisen war, so Staatsanwalt Franz-Josef Zimmer. Die Taten reichen zurück bis 2018/2019. Ende Jänner 2024 wurde der Mann festgenommen, nachdem dem Landeskriminalamt Oberösterreich Ermittlungsergebnisse US-amerikanischer Behörden übermittelt worden waren. Seither ist er in Untersuchungshaft.
Krank und in Therapie
Sein Anwalt Andreas Mauhart beschrieb den Angeklagten als "bisher brav, unauffällig, angesehen und gemocht". In der Coronazeit konnte er demnach seine sexuellen Bedürfnisse nicht befriedigen und habe "die rote Linie nicht mehr gesehen". Über die Folgen seiner Taten für die Opfer habe er sich keine Gedanken gemacht. Der Verteidiger betonte, der 59-Jährige sei krank. "Er hat sich das nicht ausgesucht" und habe bereits 35 Einheiten in einer Therapie absolviert.
Selbst Vater eines Sohnes
In seiner Befragung gab der Angeklagte an, es sei ihm klar gewesen, dass die Mädchen zum Teil unter 14 Jahre alt waren. "Ich kann die Handlungen im Einzelnen nicht mehr zuordnen, weil es ja mehrere waren." Richter Josef Lautner fragte zwei Fälle im Detail nach. Bereits 2018/19 - vor der Corona-Pandemie - hatte der 59-Jährige Nacktbilder von Zehnjährigen erhalten und weitergeschickt. Es "war mir nicht bewusst, dass ich Grenzen überschreite", sagte er. Er beschrieb, dass eine Mutter mit ihrer Tochter vor der Kamera war und sexuelle Handlungen ausführte. Auf die Frage seines Anwalts: "Ist Ihnen mittlerweile klar, dass das Missbrauch war?" antwortete er: "Ich weiß gar nicht, was das in mir auslösen würde, wenn das meinem Sohn widerfahren würde." Während der Einvernahme des Angeklagten wurde die Öffentlichkeit zeitweise von dem Prozess ausgeschlossen.
(fd/apa)