KTM: Insolvenz und Sanierung
Neue Job-Chancen beim Heer?
(10.12.2024) Der österreichische Motorradhersteller KTM steht am Scheideweg: Mit Verbindlichkeiten von bis zu drei Milliarden Euro ist das Unternehmen in die Insolvenz geschlittert und kämpft nun um eine Sanierung. Die Zukunft des Unternehmens und seiner 2522 Gläubiger hängt an entscheidenden Terminen, die schon jetzt für große Anspannung sorgen.
Am 29. November wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, und seitdem überschlagen sich die Ereignisse. Bereits jetzt beziffert man die Schulden auf knapp zwei Milliarden Euro, wobei Experten vermuten, dass die Summe auf bis zu drei Milliarden steigen könnte. Am 20. Dezember soll das Landesgericht Ried im Innkreis über den aktuellen Stand der Sanierung informiert werden. An diesem Tag entscheidet sich, ob KTM weitergeführt werden kann. Eine weitere Klärung der finanziellen Situation wird für den 24. Januar erwartet, wenn die allgemeine Prüfungstagsatzung einen genauen „Kassasturz“ liefern soll.
Bis dahin bleibt die Zeit für die Gläubiger knapp: Sie müssen ihre Forderungen bis spätestens 16. Januar anmelden. Petra Wögerbauer vom Kreditschutzverband 1870 berichtet von einer Flut an Anmeldeaufträgen, die ihr Team in Linz aktuell bewältigen muss. „Unsere Weihnachtsurlaube haben wir auf ein Minimum reduziert, um die Fristen einhalten zu können“, erklärt sie.
Bundesheer als Chance für KTM-Mitarbeiter?
Während das Unternehmen um seine Zukunft kämpft, sieht das österreichische Bundesheer in der Krise eine Chance. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hat bekannt gegeben, dass ihr Ressort gezielt um die technisch ausgebildeten Mitarbeiter von KTM wirbt. „Die traurige wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere vor Weihnachten, ist für uns auch eine Möglichkeit“, erklärt Tanner bei einem Truppenbesuch im Kosovo. Das Heerespersonalamt habe bereits erste Schritte eingeleitet, wie es auch schon bei der Insolvenz der Möbelkette Kika/Leiner der Fall war.
Rekrutierung von Fachkräften
Die Rekrutierung von Fachkräften ist für das Heer ein langfristiges Ziel, da insbesondere technische Expertise für Auslandseinsätze und andere herausfordernde Aufgaben benötigt wird. Allerdings räumt Tanner ein, dass die Konkurrenz mit dem privaten Sektor schwierig bleibt: „Wenn jemand mehr Arbeitslosengeld bekommt, als er im öffentlichen Dienst verdienen würde, ist das eine Herausforderung.“
Die Perspektive der Mitarbeiter
Unter den rund 1624 Gläubigern der KTM AG befinden sich nicht nur Banken und Lieferanten, sondern auch zahlreiche Mitarbeiter, die um ihre Zukunft bangen. AMS-Chefin Petra Draxl zeigte sich kürzlich betroffen und betonte, wie emotional diese Situation gerade vor Weihnachten sei. Laut Berichten müssen rund 500 Arbeitsplätze bei KTM abgebaut werden. Für KTM und seine Belegschaft geht es jetzt um alles: den Erhalt des Unternehmens, die Rettung von Arbeitsplätzen und eine Zukunftsperspektive für die vielen Menschen, die von der Krise betroffen sind. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob KTM die Wende schafft – oder ob das Bundesheer für einige Mitarbeiter tatsächlich eine neue berufliche Heimat wird.
(fd)