Klima: Chaos am Praterstern

Wissenschaft unterstützt Protest

(10.01.2023) Für manche unverständlich, für andere das wichtigste Anliegen der Welt. Die Klimaproteste. Klimaschützer haben heute am Wiener Praterstern den Verkehrsfluss zeitweise vollkommen zum Stillstand gebracht, 15 Festnahmen war laut einem Sprecher der "Letzten Generation" die Folge. Die Polizei reagierte auf die Blockadeaktionen zum Kreisverkehr mit einem Großaufgebot samt Hubschrauber. Den Auftakt machten jedoch rund 50 Wissenschafter und Wissenschafterinnen, die sich beim Tegetthoff-Denkmal zum "unkonventionellen Pressegespräch" eingefunden hatten.

Der auf 8.00 Uhr angesetzte Termin startete erst nach einer Viertelstunde, mit "großer Verspätung, wie die österreichische Klimapolitik", wie der Initiator Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) bemerkte. Steurer erinnerte die Medienvertreter an die verfehlten Klimaziele der Bundesregierung, die einzige positive Entwicklung der vergangenen drei Jahre war der Knick aufgrund des "Corona-Effekts" im Jahr 2020, seitdem ist das Minus in der Treibhausgasbilanz wieder angewachsen. 2021 stieg die Menge der in Österreich emittierten Treibhausgase wieder an, um 3,5 Millionen Tonnen. Laut Wegener Center müssten für die Erreichung der für das Jahr 2040 anvisierten Klimaneutralität jährlich jedoch ein Minus von 4,5 Millionen Tonnen CO2 erreicht werden.

Laut den Forschern, unter ihnen der "Wissenschafter des Jahres 2022", Franz Essl, sei die Bundesregierung aus ÖVP und Grünen derzeit nicht in der Lage, internationale Verpflichtungen und eigene Zielsetzungen zum Klimaschutz einzuhalten. Deshalb solidarisierte sich die Gruppe aus verschiedenen Disziplinen sowohl mit den Forderungen als auch mit dem friedlichen und gewaltfreien Protest der "Letzten Generation". Nun werde mit zivilem Widerstand als "Feueralarm" reagiert, auch wenn dieser lästig sei.

Kurz nach 8.15 Uhr begannen die angesprochenen Aktivisten, den besagten Widerstand dann erneut auszuüben und sich auf die Zebrastreifen zu kleben bzw. zu setzen. Drei Einsatzfahrzeuge der Polizei hatten sich inzwischen ebenfalls nahe des Denkmals platziert - was folgte, war die bisher wohl größte Aktion der "Letzten Generation". Denn nicht nur die Zufahrt zum Praterstern über die Praterstraße in Wien-Leopoldstadt wurde blockiert, sondern sämtliche Zufahrten wurden gesperrt, um die Botschaft "Ja zu Tempo 100 auf Autobahnen, nein zu Fracking in Österreich" erneut zu verbreiten.

Die Aktion führte in der gesamten Umgebung des Pratersterns zu massiven Auswirkungen auf den ohnehin schon dichten Frühverkehr, berichtete ein Sprecher des ÖAMTC. Bereits zuvor hatte es auf der Südosttangente (A23) einen Unfall beim Knoten Prater gegeben, wodurch sich ein Rückstau bis Vösendorf auf der Südautobahn (A2) und bis zum Flughafen auf der Ostautobahn (A4) bildete. Zudem hatte um 7.40 Uhr ein Brandmelder durch eine technische Fehlfunktion im Tunnel Kaisermühlen ausgelöst, der daraufhin für etwas weniger als eine Stunde gesperrt wurde. Entsprechend waren die Auswirkungen auf die Donauufer-Autobahn (A22). Was etwaige Behinderungen von Rettungseinsätzen betrifft, hieß es von der "Letzten Generation", dass die Wiener Berufsrettung im Voraus von den heutigen Klimaprotesten informiert worden sei.

(fd/apa)

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