Kalte Progression?
Jetzt doch wieder?
(13.03.2025) Eigentlich sollte die sogenannte Kalte Progression abgeschafft sein, um Arbeitnehmer zu entlasten. Doch jetzt macht die neue Regierung teilweise rückgängig, was einst als großer Erfolg gefeiert wurde – und das kostet die Steuerzahler satte 360 Millionen Euro pro Jahr.
Was bedeutet das für dich?
Die Kalte Progression war lange umstritten, weil sie dazu führte, dass Lohnerhöhungen oft durch Steuerstufen "aufgefressen" wurden. Ohne Anpassung an die Inflation zahlst du bei jeder Gehaltserhöhung mehr Steuern, selbst wenn dein Kaufkraftgewinn gering bleibt. "Jeder Prozentpunkt Inflation kostet die Steuerzahler 400 Millionen Euro", erklärt Dénes Kucsera vom Thinktank Agenda Austria. 2022 wurde die Kalte Progression dann offiziell abgeschafft – aber mit Einschränkungen.
Die Regierung koppelte die Steuerstufen damals nur zu zwei Dritteln an die Inflation – über das letzte Drittel wollte sie flexibel entscheiden. Dieses Drittel sollte eigentlich den Lohnsteuerzahlern zugutekommen, besonders denen mit niedrigeren Einkommen. Jetzt wird es ab 2026 vollständig gestrichen – der Staat braucht das Geld fürs Budget. Kritik daran gab es von Anfang an: Experten warnten davor, dass der Staat sich nach Belieben an den Einnahmen der Steuerzahler bedienen könnte. Selbst die NEOS, die damals skeptisch waren, haben nun der Änderung zugestimmt.
Die teilweise Wiedereinführung der Kalten Progression bedeutet für Arbeitnehmer konkret: Wer ein Medianeinkommen von 2560 Euro brutto hat, verliert 47 Euro pro Jahr. Bei 4000 Euro brutto sind es 80 Euro weniger netto. Und wer noch mehr verdient, verliert entsprechend mehr. Auf lange Sicht summiert sich das ordentlich: "Die Beträge wirken klein, aber Jahr für Jahr summiert sich der Verlust auf mehrere hundert Euro", warnt Kucsera.
Was wäre die faire Lösung?
Anstatt den Faktor Arbeit erneut zu belasten, wäre laut Experten die vollständige Abschaffung der Kalten Progression der bessere Weg. Die Schweiz macht es vor: Dort wird die Steuerlast automatisch an die Inflation angepasst. Kucsera kritisiert, dass nun genau das eintritt, was Befürworter der vollen Abschaffung vorhergesagt hatten. "Der Staat braucht Geld, aber er sollte es woanders holen. Österreich hat kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem."
(fd)