Sind wir Impfmuffel?
Keuchhusten auf Vormarsch
(25.03.2025) Das Titelbild eines Teilnehmers von einer Demo gegen die Coronaimpfung in Wien ist um die Welt gegangen. Aber wir wollen generell keine Impfungen, wie es bei dem heutigen Pressegespräch geheißen hat. In Österreich steigen die Fälle von Keuchhusten, Diphtherie und weiteren Infektionskrankheiten stark an. Verantwortlich sind Impfmuffel, so der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) bei einem Pressegespräch.
Anstieg von Impfverweigerung
Laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wurden 2024 ganze 15.465 Fälle von Keuchhusten gemeldet – ein Anstieg um satte 450% im Vergleich zu 2023. "Österreich hat mit 84% die niedrigste Durchimpfungsrate in Europa", erklärt *Olivier Jankowitsch, Generalsekretär des ÖVIH.
Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des ÖVIH, hebt die wichtige Rolle von Impfungen für die öffentliche Gesundheit hervor. Jede Investition in Gesundheitsvorsorge bringe bis zu 19-fachen Ertrag. Dennoch sinken die Zahlen weiter, auch bei der einst sehr erfolgreichen FSME-Impfung.
Lösung in Sicht?
Das ÖVIH fordert eine stärkere Nutzung des e-Impfpasses sowie die Entwicklung eines umfassenden Impfkonzepts nach Altersgruppen. Gallo-Daniel bekräftigt: "2025 wird ein Schlüsseljahr für die Impfbereitschaft." Neben einer besseren Einbindung der Impfstoffindustrie wird auf das modellhafte 5-C-Modell der WHO hingewiesen, das Faktoren wie Vertrauen und Verantwortungsgefühl berücksichtigt. Das Thema Impfverweigerung beschäftigt Österreich schon seit der Pandemie.
Trotz öffentlicher Programme lässt die Impfbereitschaft nach. Bei Influenza haben sich vergangenes Jahr nur knapp 15% impfen lassen – weit entfernt von den 75%, die WHO und EU fordern.
Handlungsbedarf
Ein Sechs-Punkte-Plan des ÖVIH soll gegen den Trend ankämpfen. Es braucht konkrete Vorgaben und Impfziele und eine ausgebaute Impfaufklärung durch die öffentliche Hand. "Aktuell haben nicht alle Kinder den gleichen Zugang zu kostenlosen Impfungen", so Gallo-Daniel. Stark betont wurde der Wert von Prävention gegenüber den hohen Kosten für die Akutversorgung infektiöser Erkrankungen. Hier sei ein Paradigmenwechsel nötig, so der Konsens.
(fd/apa)