Heute ist Blue Monday
600k Menschen sind einsam!
(20.01.2025) Einsamkeit kennt keine Grenzen – sie betrifft Menschen unabhängig von Alter, sozialem Status oder Einkommen. Der dritte Montag im Januar, bekannt als „Blue Monday“, wird oft als der traurigste Tag des Jahres bezeichnet. Laut der Caritas der Erzdiözese Wien steigt die Einsamkeit in Österreich stark an.
Caritas-Direktor Klaus Schwertner verweist auf eine 2023 durchgeführte Studie, wonach sich etwa 600.000 Menschen in Österreich mehr als die Hälfte der Zeit einsam fühlen. Einsamkeit sei „eine Not unserer Zeit“, die weitaus verbreiteter ist, als viele annehmen, und dennoch ein Tabuthema bleibt. Schwertner fordert die nächste Bundesregierung auf, das Problem in den Fokus zu rücken. „Einsamkeit zu bekämpfen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, erklärt Schwertner. Wer den Zusammenhalt stärken will, müsse Einsamkeit als zentrales Thema angehen.
Die Studie zeigt, dass 17 Prozent der Befragten ihre Sozialkontakte aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten einschränken mussten. Besonders Menschen mit geringem Einkommen seien betroffen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordert die Caritas niedrigschwellige Angebote, die für alle zugänglich sind.
Schwertner plädiert für gezielte Förderungen: Projekte und Initiativen sollten durch einen Regierungsbeauftragten gegen Einsamkeit und ressortübergreifende Strategien unterstützt werden. Außerdem schlägt die Caritas ein breites Bündnis von Bund, Ländern, Gemeinden, Kirchen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vor, ergänzt durch einen Fonds, um innovative und digitale Lösungsansätze schnell umzusetzen.
Plaudernetz: 55k Gespräche seit Projektstart
Mit Initiativen wie dem Plaudernetz setzt die Caritas ein Zeichen gegen Einsamkeit. Über die Hotline 05 1776 100 können Menschen, die niemanden zum Reden haben, mit Freiwilligen sprechen, die ihnen zuhören. Seit dem Start im April 2020 wurden mehr als 55.000 Gespräche geführt.
Das Jahr 2024 markiert mit 2.413 Anrufen – ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zu 2023 – den bisherigen Höchststand. Aktuell engagieren sich rund 4.100 Freiwillige als Plauderpartnerinnen und -partner.
Plauderbankerl und gemeinsam Wohnen
Die Nachfrage nach Begegnungsangeboten wächst stetig. Projekte wie die über 100 Plauderbankerl in Wien und Niederösterreich sowie mehr als 40 Wärmestuben in Pfarren zeigen, wie groß der Bedarf ist. Zusätzlich erprobt die Caritas innovative Wohnformen, darunter gemeinschaftliches Wohnen für Menschen ab 55 Jahren. Auch digitale Angebote wie der virtuelle Plauderraum oder „Open2Chat“ sollen neue Wege zur Begegnung schaffen.
(fd)