Gaza in Trümmern!
RK: 640 Hilfs-LKW angekommen
(20.01.2025) Die Hilfe läuft zwar endlich an, die Menschen stehen dennoch vor dem Nichts! Nach Beginn der Waffenruhe zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas am Sonntag sind am ersten Tag 640 Lkws mit Hilfsgütern im Gazastreifen angekommen. Das sagte Hossam Elsharkawi, Nahost-Regionaldirektor der Internationalen Föderation der Rotkreuz-und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC), bei einem Pressegespräch am Montag in Wien. Es sei angesichts der katastrophalen Versorgungslage in dem kriegszerstörten Gebiet allerdings noch weit mehr Hilfe notwendig.
Die martialischen Szenen mit uniformierten Hamas-Anhängern bei der Freilassung der ersten drei israelischen Geiseln lassen Abdullah Abdel Aal kalt. Der 45-Jährige hat im Gazakrieg 40 Angehörige verloren. Er empfindet die Behauptungen der Hamas, einen Sieg über Israel errungen zu haben, zynisch. "Ich bin obdachlos, ohne Leben oder Zukunft", sagte der sechsfache Vater der dpa. "Ich weiß nicht, wofür wir diesen Preis zahlen müssen."
"Ein Haufen der Zerstörung"
Der Hamas gibt er ebenso die Schuld an seiner Lage wie Israel. "Sie haben meine Heimat in einen Trümmerhaufen verwandelt, voll Schmerz und Leid, das niemals aufhören wird - selbst wenn der Krieg endet", sagte er. Derzeit lebt Aal mit seiner Familie in einem Zelt in einem Flüchtlingslager in Khan Younis. Vor dem Krieg hat er als Händler gearbeitet. Jetzt ist er von Hilfslieferungen abhängig.
Viele Menschen im südlichen Gazastreifen brachen gleich nach Inkrafttreten der Waffenruhe auf, um etwa in Rafah in Augenschein zu nehmen, was von ihren Häusern und ihrer Stadt übrig geblieben ist. Aal, der weiß, dass sein Haus zerstört wurde, hat keine Pläne aufzubrechen. "Warum sollte ich zurückgehen?", fragte er verbittert. "Alles ist zerstört. Überall ist der Geruch des Todes. Was sollte ich anderes finden außer Unterdrückung und Schmerz?"
Auf der ägyptischen Seite der Grenze warteten noch 1.000 Lkws auf die Einfahrt in den Gazastreifen. Der ägyptische Rote Halbmond sprach sogar von mehr als 3.000. Man habe allerdings noch keine Informationen darüber, wie die Güter im Gazastreifen selbst verteilt werden. Es sei zudem auch unklar, wer derzeit im Gazastreifen überhaupt regiere, erläuterte der im Libanon ansässige kanadische Staatsbürger Hossam Elsharkawi. Für eine kontinuierliche Versorgung müssten alle sieben Übergänge in den Gazastreifen Tag und Nacht geöffnet sein, forderte der Rotkreuz-Vertreter. Derzeit seien nur drei Übergänge zumindest zeitweise offen.
Der Ägyptische Rote Halbmond koordiniert nach Angaben des Roten Kreuzes sämtliche Hilfslieferungen aus Ägypten nach Gaza, unabhängig von der Organisation. Am Montag schickte Ägypten laut Angaben der Organisation rund 220 weitere Lastwagen mit Hilfsgütern in den abgeriegelten Küstenstreifen. Darunter seien zehn Lastwagen mit Treibstoff. Wie am Vortag kamen die Güter über den von Israel kontrollierten Grenzübergang Kerem Shalom in das Palästinensergebiet.
Menschen in Gaza gehen heim
Trotz der Zerstörungen kehrten die Menschen in Gaza seit Beginn der Waffenruhe an ihre Wohnorte zurück, schilderte Elsharkawi weiter. Die provisorischen Flüchtlingscamps leerten sich, da die Menschen lieber in der Nähe ihrer Häuser sein wollten, selbst wenn diese zerstört worden seien. Dies sei allerdings mit Gefahren verbunden, etwa durch nicht explodierte Geschosse. Bleibt zu hoffen, dass der Waffenstillstand endlich wieder zu einem dauerhaften Frieden führen wird.
(fd/apa)