Gaspreise werden steigen
Russland stoppt Lieferungen
(15.11.2024) Der erwartete Gaslieferstopp aus Russland kommt früher als gedacht - schon ab morgen, Samstag, 6 Uhr Früh, soll kein Gas mehr zur OMV nach Österreich kommen, berichtete die Plattform Central European Gas Hub (CEGH Remit) Freitagnachmittag. Die Kooperation bestand seit 1968. Hintergrund ist ein Rechtsstreit. Für Österreich entsteht dadurch diesen Winter laut OMV keine Gasmangellage. Allerdings könnte es zu Verteuerungen kommen.
Einerseits haben einige Haushaltskundinnen und -kunden sogenannte Floater-Tarife, die sich an den aktuellen Marktpreisen orientieren, wie ein Marktteilnehmer mitteilte. Aber auch für Industriekunden könnte es teurer werden: Diese zahlten oft den aktuellen Marktpreis. Abgesehen davon könne der Preis durch außergewöhnliche Ereignisse beeinflusst werden. Laut Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" ging der Preis gleich nach der heutigen Ankündigung seitens der Gazprom steil nach oben.
Der europäische Gaspreis kletterte jedenfalls am Freitagabend in die Höhe - der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat legte an der Börse in Amsterdam auf über 46 Euro je Megawattstunde (MWh) zu. Das entspricht dem höchsten Stand seit gut einem Jahr.
Der heimische Öl- und Gaskonzern OMV hatte angekündigt, die Zahlungen an die Gazprom einzustellen, um sich eine in einem Schiedsverfahren zugesprochene Millionensumme zurückzuholen. Am Mittwoch waren dem teilstaatlichen Unternehmen im Streit mit dem russischen Gaslieferanten mehr als 230 Mio. Euro Schadensersatz unter den Regeln der Internationalen Handelskammer zugesprochen worden - die OMV will den Anspruch mit Zahlungsverpflichtungen an den russischen Gaslieferanten, der bisher 178 GWh pro Tag lieferte, aufrechnen.
Die Auswirkungen für die österreichische Gasversorgung sollen sich jedenfalls in Grenzen halten, wie OMV-Chef Alfred Stern erst am Donnerstag gegenüber der APA versichert hatte. Denn der Konzern bereite sich seit drei Jahren auf dieses Szenario vor. Das alternative Gas komme aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder Italien. Und die Gasspeicher würden mit 95 Terawattstunden den heimischen Bedarf für mehrere Monate decken.
Aber auch ohne der Entscheidung des Schiedsgerichtes wäre die seit 56 Jahren bestehende Kooperation wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres beendet worden: Denn Ende 2024 wäre der Transitvertrag zur Lieferung von russischem Erdgas über die Pipeline durch die Ukraine und die Slowakei nach aktuellem Stand ausgelaufen.
Durch alternative Bezugsquellen sei die Gasversorgung jedenfalls sichergestellt, bestätigte auch die E-Control in einer Aussendung Freitagabend. Die Versorgungslage werde von den zuständigen Stellen engmaschig beobachtet, ergänzte die Behörde.
Auch der niederösterreichische Versorger EVN beruhigt seine Kundinnen und Kunden. Nicht nur, dass die Speicher gut gefüllt seien, die EVN habe sich ebenfalls auf einen Lieferstopp seitens der Gazprom vorbereitet, teilte ein Sprecher des Versorgers der APA am Freitagabend mit. Ab 1. Jänner nächsten Jahres beziehe die EVN "ausschließlich zu 100 Prozent zertifiziertes Erdgas aus Österreich".
Die Energie AG Oberösterreich sieht wegen des angekündigten Gaslieferstopps ebenfalls keinen Grund zur Beunruhigung, wie eine Unternehmenssprecherin der APA am Abend mitteilte. Die Gasspeicher seien "zu 95 Prozent voll" und für die Haushaltskundinnen und -kunden seien auch "genug Reserven aufgebaut worden". Für diese Heizperiode - bis April/Mai 2025 - "ist die Versorgungssicherheit gegeben", erklärte sie.
"Das Vorgehen der russischen Gazprom beweist heute einmal mehr: Russland ist kein Partner", teilte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) in einer ersten Stellungnahme mit. "Mit dem morgigen Tag endet aber auch eine Gefahr. Wenn wir keine russischen Lieferungen mehr beziehen, sind wir nicht mehr erpressbar", ergänzte die Ministerin.
(APA/JuF)