Eskalation in Nahost?

Israel und die Hisbollah

(29.07.2024) Der Raketenangriff auf dem Golan mit zwölf getöteten Kindern und Jugendlichen könnte das Ereignis gewesen sein, das einen neuen, offenen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon lostritt. US-Diplomaten bemühen sich eilig, die Lage halbwegs zu stabilisieren. Vielleicht war dies der Fehler, der seit Monaten befürchtet wurde.

Im Libanon hat erneut das Warten begonnen - auf Israels Gegenangriff, womöglich im Umfeld der Hauptstadt Beirut, und das Warten darauf, wie die Hisbollah danach reagieren wird. Es gilt als sicher, dass Israel nach dem folgenschwersten Angriff seit Beginn der Kämpfe mit der Hisbollah am 8. Oktober vergangenen Jahres hart zurückschlagen wird. Gleichzeitig sind beide Seiten allen Anzeichen nach nicht daran interessiert, ihre seit fast zehn Monaten andauernden harten Gefechte noch erheblich auszuweiten. Auf libanesischer Seite wurden dabei mehr als 100 Zivilisten getötet sowie 360 Hisbollah-Mitglieder, aufseiten Israels etwa 20 Soldaten und mehr als 20 Zivilisten. 150 000 Menschen auf beiden Seiten der Grenze mussten bereits ihre Wohnorte verlassen.

+++Triggerwarnung+++Tote+++Verletzte+++Zerstörung

Der Balanceakt ist nun, den von dem israelischen Sicherheitskabinett gebilligten Vergeltungsschlag unter der Schwelle eines echten, großen Krieges zu belassen. Washington bemüht sich, hinter den Kulissen für eine Beruhigung zu sorgen. Man sei in "dauerhaften Diskussionen" mit der israelischen und libanesischen Seite, sagt eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA. Die Attacke auf dem Golan schreibt sie der Hisbollah zu. "Es war ihre Rakete, abgeschossen von einem Gebiet unter ihrer Kontrolle." Die Miliz hat jede Verantwortung bestritten.

Es mehren sich die Zeichen, dass die Hisbollah den von Drusen bewohnten Ort Madjal Shams womöglich versehentlich traf. "Die Annahme einer fehlgeleiteten Rakete ist viel glaubhafter als dass Hisbollah beschließt, ein Fußballfeld anzugreifen", sagt Eli Hanna, ein libanesischer Ex-General, der Zeitung "L'Orient-Le Jour". Dafür spricht auch, dass die Miliz am selben Tag mehrere andere Attacken gegen israelische Militärziele in der Nähe für sich beanspruchte. Die Drusen im von Israel annektierten Golan, von denen sich viele Syrien näher fühlen als Israel, wären für die Miliz auch ein ungewöhnliches Ziel.

Die drusische Minderheit, die um zwölf Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren trauert, ist zutiefst aufgebracht und fordert einen harten Gegenschlag. Israelische Repräsentanten sagten der Zeitung "Yediot Ahronot", sie erwarteten eine "begrenzte, aber bedeutsame" Reaktion Israels. Denkbar seien dabei ein Angriff auf Infrastruktur im Libanon, ein wichtiges Waffenlager der Hisbollah, ein "ikonischer Ort, der bisher nicht angegriffen worden ist", oder die Tötung ranghoher Hisbollah-Repräsentanten.

Bei einer Ausweitung dürften auch Irans weitere Verbündete ihre Attacken gegen Israel verstärken, darunter die Houthi-Miliz im Jemen, deren Drohnenangriff in Tel Aviv zuletzt erstmals ein israelisches Todesopfer forderte. Israels reagierte im Jemen erstmals mit direkten Angriffen. Auch mit Ankara wird die Rhetorik schärfer, nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gedroht hatte, die Türkei werde in Israel "reingehen" wie in Berg-Karabach und Libyen. Dass die Türkei tatsächlich ein militärisches Vorgehen gegen Israel in Betracht zieht, wird jedoch gemeinhin bezweifelt.

Libanon sauer auf Hisbollah?

Der israelische Ex-Militärgeheimdienstchef Tamir Hayman schrieb, die Hisbollah habe mit dem Angriff auf dem Golan einen schweren Fehler begangen. "Kindern Schaden zuzufügen, vor allem Drusen auf den Golanhöhen, stellt sie im Libanon in ein negatives Licht", erklärte der Leiter der Denkfabrik INSS. "Dies zusätzlich zu der Wut vieler Libanesen darüber, dass das Land in einen Krieg gegen Israel schlittert, der für sie völlig überflüssig ist." Vor diesem Hintergrund könne Israel es sich erlauben, mit einer Reaktion etwas abzuwarten. "Die Zeit arbeitet für uns. Es ist besser, die Hisbollah etwas im eigenen Saft schmoren zu lassen."

(fd/apa)

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