Energiesystem endlich umbauen!

Demo: Greenpeace und FFF

(03.03.2022) Retten wir endlich die Welt, oder was? In Reaktion auf den Krieg in der Ukraine drängt die Klimabewegung rund um Greenpeace und Fridays For Future auf einen beschleunigten Umbau des Energiesystems auf Erneuerbare. Österreich solle nicht länger durch seine Abhängigkeit von fossilen Energien kriegerische Konflikte mitfinanzieren. Im Rahmen eines Pressegesprächs am heutigen Donnerstag forderten die Vertreter der Klimabewegung die Umsetzung eines Sofortmaßnahmenpakets für den "Gas-Exit" Österreichs.

Zu den Forderungen gehören eine "Akut-Milliarde" für die Förderung erneuerbarer Energien, der Stopp für den Einbau neuer Gasheizungen und der Umstieg auf erneuerbare Wärme im öffentlichen Sektor. Daneben sollen auch langfristige Maßnahmen für die Wärmewende, nachhaltige Mobilität und Energieeffizienz sowie ein Investitionsstopp in fossile Gasinfrastruktur umgesetzt werden, um sogenannte "Pfadabhängigkeiten" zu vermeiden.

Wohin strömt das Gas in Österreich?

Laut Auswertung der Statistik Austria werden 22 Prozent des Energieverbrauchs in Österreich mit Gas gedeckt. Etwa 80 Prozent der benötigten Menge an fossilem Gas wird aus Russland importiert, zehn Prozent stammen aus dem Inland. Die größten Abnehmer sind in der Industrie: Papierindustrie, Chemie- und Petrochemieindustrie sowie Eisen- und Stahlerzeugung. Etwa 20 Prozent des Gases werden zum Heizen in Haushalten genutzt. 23 Prozent der Heizungen in Österreich sind Gasheizungen. "Die Uhr bis zum nächsten Winter tickt. Wir müssen uns jetzt von der fossilen Abhängigkeit befreien und uns so rasch wie möglich in eine grüne und friedliche Energiezukunft katapultieren. Das Credo muss heißen: Kein Cent mehr für Putin und seinen Krieg", bekräftigte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace, die Forderungen.

Kipppunkte im Klimasystem

Michael Spiekermann, Aktivist bei Fridays For Future, zufolge sollte die langfristige Energiewende schneller in Umsetzung kommen. Nicht nur der Einmarsch Russlands in die Ukraine sei besorgniserregend, auch der jüngste Bericht des Weltklimarats habe diese Woche wieder die verheerenden Konsequenzen vor Augen geführt, wenn die Kipppunkte im Klimasystem überschritten werden. Es gebe daher keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um die Energiewende rasch durchzuführen. Wichtig dafür sei unter anderem ein sozialverträgliches Phase-Out-Konzept für die 600.000 Ölheizungen (bis 2035) und 900.000 Gasheizungen (bis 2040), die sich noch in Österreichs Gebäuden befinden, so Spiekermann. Im Rahmen des Energie-Wärme-Gesetzes sollten daher jährliche Ziele für den Rückbau der Öl- und Gasheizungen verankert werden.

Ökonomin Sigrid Stagl von der Wirtschaftsuniversität Wien bekräftigte die Forderungen der Klimabewegung: "Es darf keine Frage sein ob, sondern wie schnell wir uns von der fossilen Abhängigkeit befreien. Mit Blick auf die vielen Krisen sind Sofortmaßnahmen ökologisch und ökonomisch unerlässlich." Dabei sei wichtig, nicht in klimaschädliche Überbrückungstechnologien zu investieren und damit "Pfadabhängigkeiten" zu erhalten. Das könne nur gelingen, wenn alle politischen Ebenen an einem Strang ziehen und die nötigen Mittel und personellen Ressourcen bereitstellen, so Stagl.

Warnung des Weltklimarats

Klima- und Energieforscher Daniel Huppmann vom internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) unterstützte den Vorstoß für rasche Maßnahmen: "Kurzfristig ist es möglich, sogar einen kompletten Stopp der Importe von fossilem Erdgas aus Russland bis zum nächsten Winter abzufedern, sodass die Versorgung der Haushalte garantiert ist, das Stromsystem stabil läuft, und es nicht zu einem Schaden für Industrie und Wirtschaft kommt. Gleichzeitig dürfen kurzfristige Maßnahmen nicht zu einem "Lock-In" in klimaschädlicher Infrastruktur führen." Huppmann bezog sich auf die Warnung des Weltklimarats, dass durch kurzsichtige Maßnahmen noch größere Schäden entstehen könnten. Der Umstieg auf Flüssigerdgas (LNG) und der Bau von LNG-Terminals wie in Deutschland seien daher mittel- bis längerfristig keine Alternativen. Diese würden neue Abhängigkeiten schaffen und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zwangsläufig verlängern.

(fd/apa)

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