Budget und Orientierungsklassen
Leichter Einstieg ins Schulsystem
(19.03.2025) Jetzt soll das Modell bundesweit kommen! Kinder und Jugendliche, die über die Familienzusammenführung nach Österreich kommen, sollen künftig zuerst einige Zeit in sogenannten Orientierungsklassen verbringen. Erst nachdem ihnen dort erste Deutschkenntnisse und Grundfertigkeiten für den Schulbesuch vermittelt wurden, sollen sie in eine Regel- oder Deutschförderklasse kommen.
Ähnliche Modelle gibt es schon in Wien und Vorarlberg, im Ministerrat wurde am Mittwoch die Ausarbeitung eines bundesweiten Modells beschlossen. Seit 2023 sind über den Familiennachzug vermehrt Kinder von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten nach Österreich gekommen, die wegen ihrer Fluchterfahrung samt Aufenthalten in Lagern in der Türkei oder im Libanon nur wenig oder gar keine schulische Vorerfahrung hatten.
In Wien kamen allein im Schuljahr 2022/23 rund 4.000 Kinder zusätzlich in die Volksschulen, zuletzt waren die Zahlen stark rückläufig. Neben Deutschkenntnissen fehlten ihnen auch soziale Grundkompetenzen, sie waren nur teilweise oder gar nicht alphabetisiert. Viele waren zusätzlich traumatisiert. Von dem Thema betroffen seien alle Ballungsräume im Land, heißt es in einer Unterlage aus dem Bildungsministerium.
Besucht diese Gruppe von Tag eins weg eine Regel- oder Deutschförderklasse, "überfordert das die Kinder und Jugendlichen und überfordert das Schulsystem", betonte Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) im Foyer nach dem Ministerrat. Deshalb hätten Wien und Vorarlberg eigene Versuche gestartet, Orientierungsklassen einzuführen. Nun soll über eine Gesetzesänderung mit kommendem Schuljahr auch die Rechtsgrundlage dafür geschaffen werden.
Auf ein Semester befristet
Mit den Orientierungsklassen soll diesen Kindern und Jugendlichen der Einstieg ins österreichische Schulsystem erleichtert werden, indem sie dort bis zu einem Semester lang in einem eigenen, jahrgangsübergreifenden klassenartigen Verband eine erste Orientierung erhalten. Im Zentrum stehen dabei erste Deutschkenntnisse, für den Schulbesuch notwendige Grundfertigkeiten wie Stifte halten oder mit der Schere schneiden, aber auch "das Vermitteln relevanter Werte und Grundsätze für das Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft (wie Respekt, Gleichberechtigung, Toleranz, Verantwortung und Selbstbestimmung)". Im Rahmen der Orientierungsklassen sollen auch die Eltern über Regeln und Pflichten in der Gesellschaft und im Schulkontext informiert werden.
Budget auf Schiene
Die Bundesregierung hat sich auf einen Budgetfahrplan geeinigt. Demnach beginnen die Verhandlungen des Finanzressorts mit den einzelnen Ministerien "in den kommenden Tagen", wie Staatssekretärin Michaela Schmidt (SPÖ) am Mittwoch nach dem Ministerrat mitteilte. Die Gespräche sollen bis April dauern, die Budgetrede von Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) im Nationalrat ist für den 13. Mai anberaumt. Der parlamentarische Prozess soll dann mit 1. Juli abgeschlossen sein.
"Kein angenehmer Prozess"
"Das wird für niemanden ein angenehmer Prozess", betonte Schmidt angesichts des Sparbedarfs der Bundesregierung. Unterstützt wird Finanzminister Marterbauer von seiner Staatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) und dem für Deregulierung zuständigen Staatssekretär Josef Schellhorn (NEOS). Die Regierung steht aufgrund der hohen Verschuldung bei der Budgeterstellung unter enormem Druck, unter anderem soll ein EU-Defizitverfahren verhindert werden.
(fd/apa)