150 km/h auf der Autobahn?
Diskussion neu entflammt!
(28.01.2025) Die Diskussion um ein höheres Tempolimit auf Österreichs Autobahnen ist erneut entfacht. Im Rahmen der aktuellen blau-türkisen Regierungsverhandlungen wird auch über die Einführung von Tempo 150 nachgedacht. Besonders aus den Reihen der FPÖ kommen regelmäßig Forderungen nach einer Erhöhung des Limits. Mit Arnold Schiefer, der bereits 2006 beim Test von Tempo 160 als Teil des Kabinetts von Verkehrsminister Hubert Gorbach (FPÖ/BZÖ) involviert war, sitzt ein Verhandlungsführer am Tisch, der Erfahrung mit solchen Vorhaben mitbringt. Laut Kurier gilt Schiefer zudem als möglicher Kandidat für den Posten des Verkehrsministers – ebenso wie Hartwig Hufnagl, der ebenfalls im Gorbach-Kabinett tätig war.
Bereits 2006 führte die FPÖ unter Gorbach eine Teststrecke für Tempo 160 ein. Die Grundlage dafür war jedoch wenig wissenschaftlich: Eine Umfrage der Kronen Zeitung zeigte, dass rund 60 Prozent der Befragten dafür waren. Einzig Kärnten unterstützte damals den Versuch, und so entstand bei Spittal eine 12,6 Kilometer lange Teststrecke. Ein ähnlicher Versuch wurde 2018 unter FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer gestartet. In Oberösterreich durfte auf 32 Kilometern zwischen Haid und Sattledt schneller gefahren werden, in Niederösterreich kamen weitere 88 Kilometer hinzu. Das Fazit laut einer Auswertung: Autofahrer gewannen bestenfalls 30 bis 88 Sekunden an Zeit, der CO₂-Ausstoß stieg jedoch um rund 3,5 Prozent. Aussagen zu Unfallzahlen konnten aufgrund mangelnder Datenlage nicht seriös getroffen werden.
Tatsächlich führt eine Erhöhung des Tempolimits nicht automatisch zu schnellerem Vorankommen. Der Grund: Die größeren Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Pkw und Schwerverkehr, der weiterhin mit 80 km/h unterwegs ist, sorgen für häufigere und stärkere Bremsmanöver. Das Ergebnis sind vermehrte Staus. Studien zeigen, dass die beste Durchflussmenge bei einem allgemeinen Limit von 80 km/h erreicht wird – ein Wert, der häufig in Baustellenbereichen oder Ballungsräumen wie Wien gilt.
Ideales Tempo: 124,7 km/h
Laut Berechnungen von TU-Professor Peter Cerwenka liegt das ideale Tempo bei 124,7 km/h. Dieses Limit bringt einen Kompromiss zwischen Umweltschutz und wirtschaftlicher Effizienz. Erhöht sich die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit, werden Güter zwar schneller befördert, jedoch steigen gleichzeitig die Umweltbelastung und die damit verbundenen Kosten. Unfallkosten spielen aufgrund der vergleichsweise geringen Unfallzahlen auf Autobahnen eine untergeordnete Rolle.
In Deutschland gilt auf vielen Autobahnabschnitten „freie Fahrt“, was jedoch nicht automatisch zu mehr Unfällen führt. Die Unfallzahlen bewegen sich europaweit im Mittelfeld. Untersuchungen zeigen, dass die tatsächlich gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit dort sogar niedriger ist als in Österreich. Hauptgründe dafür sind lokale Tempolimits mit strengen Strafen sowie die häufigen Staus, die aus höheren Geschwindigkeiten resultieren.
(fd/kurier)